Krypto Marketing

Es gibt so Branchen, die Werber vor besondere Herausforderungen stellen. Glücksspiel, Erotik – das dürfte bekannt sein. Aber auch der Bereich Crypto und Trading ist ein anspruchsvoller weil in den klassichen Onlinemarketing-Kanälen eingeschränkter Bereich. Ganz streng genommen kann man zwar manche Tradinganbieter wohl eher dem Glücksspiel als dem Investmentbereich zuordnen, aber die Gründe für die Einschränkungen liegen vielleicht etwas tiefer.

Die Verlockung mit Bitcoin und Co den schnellen großen Gewinn zu erzielen sind natürlich angesichts der teilweise schwindelerregenden Kurszuwächse extrem hoch. Für jede große Gewinnmöglichkeit ist im Investementbereich aber auch immer eine noch größere Verlustwahrscheinlichkeit vorhanden. Das muss man wissen und genau da wird es schwierig. Auch wenn mit dem Bitcoin eine Cryptowährung mittlerweile breit und oft in den Medien besprochen wird ist der Hintergrund, die Funktionsweise und damit die Fähigkeit Chancen und Risiken sinnvoll abwägen zu können für viele Menschen eher eine Blackbox.

Selbst Facebook hat eine eigene Richtlinie für Ads in diesem Bereich:
Werberichtlinie für Kryptowährungsprodukte und -dienstleistungen heißt es da im Hilfebereich und die Anforderungen sind zwar nicht unerreichbar aber eben doch gegeben.

In den USA sind Großformate im out of home normal, HBUS hat das im Bereich trading so probiert:

hbus krypto 454x605 Krypto Marketing

Swissquote versucht sich mit diesem Werbespot:

Letztlich versuchen die Meisten Anbieter auf 2 Dinge abzustellen: Cryptos sind der aktuellste, hippste und beste Weg zum investieren und die eigenen Werte sind natürlich super sicher angelegt. Das trifft die klassische German Angst ganz gut, auch wenn die beiden Beispiele gerade nicht aus Deutschland stammen.

Da uns die Digitalisierung nun aber nicht nur Trades in Echtzeit erlaubt sondern schon vor einer gefühlten Ewigkeit den Leitspruch There’s an app for everything entwickelte, setzen mittlerweile immer mehr Dienste auf eine möglichst einfache Handhabung der Trades im Bereich Cryptowährungen. Das heißt nicht nur,  dass dem Nutzer mit einer sehr einfachen Oberfläche das platzieren seiner Trades erleichtert werden sondern dass ihm im Grunde alles abgenommen wird, einfach Geld einzahlen, Robot anschalten und auf die Gewinne warten. Klingt super und verlockend, ist aber auch sehr gefährlich.

Wer am Ende den Robot programmiert hat und ob dieser auch dauerhaft gute Ergebnisse liefert ist für Laien (wie mich) schwer zu durchschauen. Und so läuft man schnell Gefahr sein Geld zu verlieren ohne überhaupt zu verstehen wie.

Aber das Internet wäre nicht das Internet, wenn es nicht auch dafür jemanden geben würde der hierfür einen Service anbietet. Erfahrungsberichte zu einzelnen Anbietern wie hier zu Bitcoin Era Erfahrungen versuchen das Informationsdefizit aufzulösen.

Gleichzeitig sind solche Berichte natürlich auch Teil einer Content Marketing Strategie. Gerade im Bereich komplexer und schwer erklärbarer Leistungen macht es oft Sinn mit Meinungsführern auf dem Gebiet zu arbeiten um den potenziellen Kunden einen (einigermaßen) objektiven Einblick in das Thema zu geben.

Im Marketing für Services und Lösungen rund um Cryptowährungen ist auf jeden Fall eine Menge Musik, kein Wunder wird dort schließlich auch viel Geld verdient.

Querdenker müssen sterben

Es ist Januar 2021. Fast ein Jahr ist seit dem Beginn der Pandemie vergangen und wir stecken noch immer mittendrin. Die zweite Welle hat Deutschland viel schlimmer als die Erste getroffen, es liegen Monate mit Demonstrationen von sogenannten Querdenkern hinter uns und täglich überschlagen sich die Pressemeldungen zu neuen Problemen und Skandalen. Das Vertrauen der Deutschen schwindet und damit auch die Impfbereitschaft. Und jene, die sich gern impfen lassen wollen, bekommen keinen Impftermin.

Es kam also im Prinzip alles so, wie es eben kommen musste. Ein Wunder, dass wir hier noch nicht im Chaos versunken sind, welches andernorts schon wütet.

Ungewöhnlich ruhig ist die Kreativbranche (fast wie das Blog hier) zu diesem Thema. Es gibt wenige Kampagnen direkt zur Thematik, man hält sich vornehm zurück. Bis jetzt.

Querdenker müssen sterben! titelt ein Plakat.

querdenker muessen sterben Querdenker müssen sterben

Provokativ, quasi auf einer Ebene mit so vielen anderen reißerischen Headlines, insbesondere auf YouTube. Doch damit nicht genug, wurde zuletzt ja öfter ein Zusammenhang zwischen AfD-Wählern und Coronahochburgen diskutiert, titelt das nächste Motiv direkt mit

AfD-Wähler müssen Sterben!

afd waehler muessen sterben Querdenker müssen sterben

Dahinter steckt alle-muessen-sterben.de der Brain`n`Dead UG aus Berlin. Natürlich klären die Plakate  und die Website direkt auf, dass wir alle, Querdenker und AfD-Wähler eingeschlossen, sterben müssen. Dies aber eben nicht durch eine Covid-19 Infektion geschehen muss und man sich bitte impfen lassen soll.

Provokation hat schon immer zum Nachdenken angeregt und vor allem eins geschafft: Reichweite. Ob das hier die richtigen Leute erreicht steht außer Frage, solche Dinge verbreiten sich schnell viral. Ob die Message dann aber ankommt? Man darf es anzweifeln, viele sind sowieso in ihren Echokammern gefangen. Da hilft auch kein Plakat.

Aber immerhin geht mal wieder ein kreatives Unternehmen voran und thematisiert die Pandemie überhaupt.

2021 – eine große Herausforderung im Tourismusmarketing

2021, twenty-twenty won ausgesprochen, wird in vielerlei Hinsicht ein äußerst herausforderndes Jahr. Sofern der Impfstoff wie gewünscht wirkt, dürfte der Herbst und Winter 2021 wesentlich normaler ablaufen als es im Seuchenjahr 2020 der Fall war. Und da ich unerschütterlicher Optimist bin, gehe ich von genau diesem Szenario aus.

Doch was bedeutet das für das Marketing im Jahr 2021, gerade für die besonders von der Coronakrise betroffenen Branchen? Gerade die Reisebranche wird hier umdenken müssen. Nicht nur, dass gewisse Reisearten wie zum Beispiel Kreuzfahrten einen enormen Vertrauensverfall erlitten haben, die Angst vor dem Umgang mit einem Coronaausbruch in außer-europäischen Ländern dürfte ebenso groß wie die Angst einer dort unzureichenden medizinischen Versorgung sein. Und obendrauf haben sich viele Reiseanbieter besonders im Sommer 2020 viel Kredit verspielt, als man die Reisewilligen so lange wie irgendwie möglich im Ungewissen ließ oder das Geld für stornierte Reisen wochenlang nicht zurückzahlte.

Dabei lebt gerade Tourismus vom Vertrauen. Die vermeintlich schönste Zeit im Jahr wollen sich gerade die Deutschen durch nichts vermiesen lassen. Deshalb haben wir unzählige Vergleichs- und Bewertungsportale oder eine fast unendliche Palette an Zusatzversicherungen für Reisende.

Die Branche hat bereits begonnen erste Maßnahmen zur Rückgewinnung des Vertrauens umzusetzen. So sind zum Beispiel sehr viele Reisebuchungen aktuell bis kurz vor Reiseantritt kostenlos stornierbar. Das birgt ein erhebliches Risiko für die Veranstalter, da die Touristen nicht nur wegen Corona stornieren können sondern auch, wenn es bei der Konkurrenz ein lukrativeres Angebot gibt. Doch lieber risikobehaftete Buchungen als gar keine, oder?

Da im Moment noch nicht absehbar ist wie viele und vor Allem welche Menschen zur Hauptreisezeit im Sommer geimpft sein werden und wie die Einreisebestimmungen der Destinationen dann aussehen, darf man davon ausgehen dass sich der Trend des Heimaturlaubs in Deutschland weiter fortsetzen wird. Diesen Trend gab es bereits vor der Coronapandemie, wenn auch oft nur für den zweiten oder dritten Jahresurlaub, „damals“ allerdings eher aus Kosten- und Klimagründen. In 2021 wird man sich in Deutschland aber zumindest über die Hygiene- und Medizinstandards sicher sein und hat dazu die Möglichkeit notfalls recht einfach aus eigener Kraft nach Hause zu kommen. Ein Unterfangen, was in 2020 für manch Fernreisende zu einer regelrechten Odysee wurde.

Deutschland hat eine Menge zu bieten

Bereits 2019 hat die Deutsche Bahn eine Kampagne „Spar dir den Flug“ gefahren. Freilich nicht, weil man so viel Wert auf den globalen Klimaschutz oder die Gesundheit der Reisenden legte, sondern weil man München oder Berlin eben mit der Bahn erreichen kann, New York oder Thailand eben nicht. Diese Kampagne könnte derweil als Blaupause für 2021er Marketingkampagnen dienen. Spielt sie doch wunderbar mit dem ohne Zweifel vorhandenen Fernweh der Deutschen. Ein paar der Posts auf Instagram für das Fernweh kurz vor Silvester habe ich noch in meinen Bookmarks (hohoho, der alte Mann nutzt Bookmarks) gefunden:

Doch was machen die  Anbieter von Pauschalreisen?

Nun, wie bereits erwähnt spielt Vertrauen eine große Rolle. Es wird mit kostenlosen Stornos, geringen Anzahlungen und Covid-Versicherungen geworben.

Leider sind die Reiseveranstalter hier natürlich auch von den Destinationen abhängig. Bekommt ein Land die Pandemie nicht in den Griff, wird die Nachfrage entsprechend gering sein. Insbesondere dann, wenn man bei Rückkehr in Quarantäne muss.

Die Umbuchungsmöglichkeiten dürften hier ebenfalls eine Rolle spielen, falls das gewünschte Urlaubsziel ein Risikogebiet werden sollte.

Was mir persönlich im Moment zu wenig gewürdigt wird, sind die Bemühungen der Hotels selbst. Dort wurden, länderübergreifend, oft wunderbare Hygienekonzepte erarbeitet und umgesetzt. Das will man als Tourist doch auch sehen und wissen: in meinem Hotel ist es sicher. Weitestgehend zumindest. Im Grunde die gleiche Herausforderung wie man es nach diversen Terroranschlägen auch hatte.

In jedem Fall gilt auch fürs Marketing: nach 2020 wird nichts mehr so sein wie zuvor.

Nike Never stop winning feiert die US-Frauen für ihren Weltmeistertitel

Marken sind in den USA schon länger mit starken Statements im Marketing unterwegs. Das würde ich mir auch für Deutschland wünschen. Wie auch immer, Nike feiert den vierten Weltmeistertitel der US-Fußballfrauen mit einem ganz starken Spot. Es geht darum, dass auch Frauen Vorbilder sein sollen, dass Gleichberechtigung im 21. Jahrhundert endlich selbstverständlich sein muss.

Neben diesem sehr emotionalem Clip hier eskalierte das Nike-Twitterteam auch ein wenig:

Nun darf man natürlich anmerken, dass Konzerne wie Nike eigentlich keinen Grund haben sich zur moralischen Instanz zu erheben, ehe sie nicht an allen Stellen selbst ihre Probleme geregelt haben. Und trotzdem muss man einsehen, dass eine Brand wie Nike mit solchen Botschaften vielfach besser an gerade junge Menschen herankommt, als Politiker oder Talkshows, die sich mit Themen wie Gleichberechtigung beschäftigen. Schwierige Gratwanderung. Aber das sollte letztlich jeder für sich entscheiden.

DHL Tweet Gate: Einer spricht das Unaussprechliche aus und alle schlachten es aus

Sehr wahrscheinlich ist der beleidigende DHL-Tweet vom Nachmittag des 28. November 2018 für niemanden, der sich vielleicht auf diesen Blog verirrt, unbekannt. Nur zur Sicherheit und natürlich auch für meine eigene Dokumentation, wenn ich diesen Artikel in einem Jahr nochmals lesen sollte, hier der Wortlaut:

“Die einzige Scheiße hier, ist Ihr Rumgeheule! ‘Voraussichtlich’ (wie es nachweislich von uns angegeben und im Standardversand üblich ist) als ‘feste Daten’ wahrzunehmen, grenzt schon sehr an Realitätsverlust. Und jetzt zurück zu Mami an die Brust!”

Quelle: https://twitter.com/DHLPaket/status/1067795159998451718

Was war passiert? Ein anderer Twitteruser hatte sich, in ähnlicher Tonalität, über eine Verspätung seines Pakets beschwert. Aus einem mir nicht bekannten Grund platzte dem DHL-Twitterer dann ganz massiv der Kragen und oben verlinkter Tweet wurde in die Öffentlichkeit geschickt.

Das ist unprofessionell und darf jemanden, der für das Twittern im Namen eines solch großen Konzerns bezahlt wird, nicht passieren. Das steht für mich völlig außer Frage. In diversen Diskussionen auf Facebook gab es eine Menge spannende Aspekte, und klar, er (oder sie, ich weiß es nicht) wird vermutlich einen schlechten Tag gehabt haben. Es ist ja nicht der erste Tweet, der mit unteriridischen Niveau gen DHL gezwitschert wurde und meistens antwortet man seitens DHL so, wie man eben antworten sollte. Vielleicht war der Mitarbeiter auch nicht ausreichend gut geschult, vielleicht hat ihn auch die Sonne geblendet – all das darf und muss DHL intern bewerten. Es ändert aber nix an der Verfehlung in Form dieses beleidigenden Tweets, die es eben nicht hätte geben sollen.

Jetzt kommen aber die „Medien“ und setzen noch eins drauf.

Mit einem Tweet zur digitalen Schlachtbank geführt

Wie bereits gesagt geschrieben: der Tweet war ein grober Fehler, kein Ausversehen, darf einfach nicht passieren. Was aber darauf folgte ist echt heftig: gefühlt jede Publikation des deutschprachigen Internets greift den Vorfall auf und schreibt einen Artikel dazu. Teils wahnsinnig tendenziös und damit die eigentliche Problematik des Ganzen völlig ausblendend. Denn, wenn man mal ehrlich ist, ist dieser DHL-Tweet das, was viele von uns tagtäglich bei den immer dreisteren, beleidigenderen und damit unerträglicheren „Kundenanfragen“ so denken. Nur bleibt es eben beim Denken, die tatsächliche Antwort bleibt in der Regel eben professionell.

So schreibt die Huffpost:

„Es ist wohl nicht die Reaktion, die sich der Kunde erhofft hatte – und noch weniger eine Reaktion, die man von einem großen deutschen Unternehmen erwarten würde.“

Quelle: Artikel der HuffPo 

Erst am Ende des Artikels wird darauf hingewiesen, dass der Ausgangspost des Kunden schon sehr ausfällig war. Ich weiß nicht so recht warum man hier nur auf den DHL-Tweet eingeht und damit suggeriert, dass der Kunde quasi ein Anrecht auf Pöbelei hat. Das hat er nämlich nicht.

Ich würde es sehr begrüßen, wenn gerade die großen Consumer Brands künftig anmaßende oder beleidigende „Anfragen“ nicht bearbeiten würden. Der Kunde erwartet ja offenbar eine höfliche und bestenfalls auch zielführende Antwort, dann darf es nicht zu viel verlangt sein ein gewisses Mindestmaß an Anstand vom Kunden zu erwarten. Aber das muss man sich eben trauen, und für einen solchen Schritt benötigt es mehr Mut als für Social Media Guidelines wie bei der BVG. Denn für Höflichkeit oder gar das einfordern normaler Umgangsformen wird man eben nicht in den Medien gefeiert.

Wenn all der Buzz, den dieser kleine Tweet jetzt erzeugt hat, irgendwie dazu führt auch mal das Niveau der Kunden bzw derer Kontaktaufnahmen zur Marke zu hinterfragen, dann wäre am Ende sogar noch etwas Gutes entstanden.