2021, twenty-twenty won ausgesprochen, wird in vielerlei Hinsicht ein äußerst herausforderndes Jahr. Sofern der Impfstoff wie gewünscht wirkt, dürfte der Herbst und Winter 2021 wesentlich normaler ablaufen als es im Seuchenjahr 2020 der Fall war. Und da ich unerschütterlicher Optimist bin, gehe ich von genau diesem Szenario aus.
Doch was bedeutet das für das Marketing im Jahr 2021, gerade für die besonders von der Coronakrise betroffenen Branchen? Gerade die Reisebranche wird hier umdenken müssen. Nicht nur, dass gewisse Reisearten wie zum Beispiel Kreuzfahrten einen enormen Vertrauensverfall erlitten haben, die Angst vor dem Umgang mit einem Coronaausbruch in außer-europäischen Ländern dürfte ebenso groß wie die Angst einer dort unzureichenden medizinischen Versorgung sein. Und obendrauf haben sich viele Reiseanbieter besonders im Sommer 2020 viel Kredit verspielt, als man die Reisewilligen so lange wie irgendwie möglich im Ungewissen ließ oder das Geld für stornierte Reisen wochenlang nicht zurückzahlte.
Dabei lebt gerade Tourismus vom Vertrauen. Die vermeintlich schönste Zeit im Jahr wollen sich gerade die Deutschen durch nichts vermiesen lassen. Deshalb haben wir unzählige Vergleichs- und Bewertungsportale oder eine fast unendliche Palette an Zusatzversicherungen für Reisende.
Die Branche hat bereits begonnen erste Maßnahmen zur Rückgewinnung des Vertrauens umzusetzen. So sind zum Beispiel sehr viele Reisebuchungen aktuell bis kurz vor Reiseantritt kostenlos stornierbar. Das birgt ein erhebliches Risiko für die Veranstalter, da die Touristen nicht nur wegen Corona stornieren können sondern auch, wenn es bei der Konkurrenz ein lukrativeres Angebot gibt. Doch lieber risikobehaftete Buchungen als gar keine, oder?
Da im Moment noch nicht absehbar ist wie viele und vor Allem welche Menschen zur Hauptreisezeit im Sommer geimpft sein werden und wie die Einreisebestimmungen der Destinationen dann aussehen, darf man davon ausgehen dass sich der Trend des Heimaturlaubs in Deutschland weiter fortsetzen wird. Diesen Trend gab es bereits vor der Coronapandemie, wenn auch oft nur für den zweiten oder dritten Jahresurlaub, „damals“ allerdings eher aus Kosten- und Klimagründen. In 2021 wird man sich in Deutschland aber zumindest über die Hygiene- und Medizinstandards sicher sein und hat dazu die Möglichkeit notfalls recht einfach aus eigener Kraft nach Hause zu kommen. Ein Unterfangen, was in 2020 für manch Fernreisende zu einer regelrechten Odysee wurde.
Deutschland hat eine Menge zu bieten
Bereits 2019 hat die Deutsche Bahn eine Kampagne „Spar dir den Flug“ gefahren. Freilich nicht, weil man so viel Wert auf den globalen Klimaschutz oder die Gesundheit der Reisenden legte, sondern weil man München oder Berlin eben mit der Bahn erreichen kann, New York oder Thailand eben nicht. Diese Kampagne könnte derweil als Blaupause für 2021er Marketingkampagnen dienen. Spielt sie doch wunderbar mit dem ohne Zweifel vorhandenen Fernweh der Deutschen. Ein paar der Posts auf Instagram für das Fernweh kurz vor Silvester habe ich noch in meinen Bookmarks (hohoho, der alte Mann nutzt Bookmarks) gefunden:
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Doch was machen die Anbieter von Pauschalreisen?
Nun, wie bereits erwähnt spielt Vertrauen eine große Rolle. Es wird mit kostenlosen Stornos, geringen Anzahlungen und Covid-Versicherungen geworben.
Leider sind die Reiseveranstalter hier natürlich auch von den Destinationen abhängig. Bekommt ein Land die Pandemie nicht in den Griff, wird die Nachfrage entsprechend gering sein. Insbesondere dann, wenn man bei Rückkehr in Quarantäne muss.
Die Umbuchungsmöglichkeiten dürften hier ebenfalls eine Rolle spielen, falls das gewünschte Urlaubsziel ein Risikogebiet werden sollte.
Was mir persönlich im Moment zu wenig gewürdigt wird, sind die Bemühungen der Hotels selbst. Dort wurden, länderübergreifend, oft wunderbare Hygienekonzepte erarbeitet und umgesetzt. Das will man als Tourist doch auch sehen und wissen: in meinem Hotel ist es sicher. Weitestgehend zumindest. Im Grunde die gleiche Herausforderung wie man es nach diversen Terroranschlägen auch hatte.
In jedem Fall gilt auch fürs Marketing: nach 2020 wird nichts mehr so sein wie zuvor.